Erlebnisse und Begeg­nungen

Erlebte Geschichten

Magische Momente

Die Macht der Musik und die Schönheit eines Augenblicks. Wulli Wusel und Fritzi waren wieder einmal in der Kinderklinik unterwegs. Sie hatten schon 2 Stationen bespielt und kamen fröhlich, aber auch etwas müde in der 3. Station an. Hier klopften sie im ersten Zimmer des Flures. Wulli öffnete langsam die Tür und erkannte den Vater, der im Zimmer saß. Sie hatte ihn schon Wochen zuvor im Wartebereich mit seiner 14-jährigenTochter kennenlernen dürfen. Sie wusste, dass er alleinerziehend war, total toll Gitarre spielen konnte und seine Tochter ein echter Goldschatz war. Allerdings war die Tochter an den Rollstuhl gefesselt und brauchte viel Unterstützung im Leben. An diesem Tag war er traurig, hatte seine Tochter auf dem Schoß und wiegte sie. Wulli nahm die Trauer auf, setzte sich stumm zu ihm und verharrte. Nach ein paar Minuten tauschte sie mit ihm. Sie gab ihm Ulli, das ist ihre Ukulele und er setzte Wulli  seine Tochter auf den Schoss, die sich an sie kuschelte und ihr Gesicht an Wullis Hals schmiegte. Sie schien heute gar keine Kraft zu haben. Auf Nachfrage zeigte Wulli dem Vater 2 Akkorde für die Ukulele und dieser intonierte eine Rockballade. Dazu wiegte Wulli die Tochter in ihren Armen, seufzte nur und war dankbar für diesen wunderbaren Augenblick.

Tulpen aus Amsterdam

Es war Frühling und Karlotta und Lulu sangen und tanzten sich durch das Seniorenheim. Hey war hier eine tolle Stimmung. Alle freuten sich und es wurde viel gelacht. In einem der Speiseräume trafen sie eine Bewohnerin, die singen wollte. So sangen sie gemeinsam „Wenn ich wieder komme dann schenk ich Dir Tulpen aus Amsterdam“. Alle wiegten sich dazu und tanzten ein wenig. Der Moment war fröhlich und klar. Die Bewohnerin war sichtlich gerührt und erzählte den Clownies hinterher, wie schön sie es empfunden hätte und dass sie nun immer an die Clowns denken würde, wenn sie dieses Lied hören würde. Die Clowns freuten sich, dankten ihr und zogen weiter. Eine halbe Stunde später trafen sie die Bewohnerin noch einmal im Flur. Diese kam auf die Clowns zu. Sie war etwas verwirrt aber auch positiv erregt. Sie kam auf Karlotta zu und meinte: „ich kenne Sie, waren wir mal verheiratet?“

Wie wunderbar. Was für dankbare Augenblicke dürfen wir Clowns erleben. Da hat durch die Demenz zwar die Erinnerung den Kopf ein bisschen verlassen, aber nicht das Herz. Die schöne Empfindung ist geblieben und hallt nach.

Tagesgeschehen

Eine halbe Stunde vor Beginn der Besuche treffen sich immer zwei Clownies vor der Einrichtung. Gemeinsam ein kurzes Umarmen und Austausch  über dies und das, dann geht es hinein. Von der Pflegeleitung begrüßt bekommen wir eine Möglichkeit zum Umziehen zugewiesen. Die Palette reicht hier über Besprechungsräume, Büros, Abstellkammern bis zur Behindertentoilette.

Hier ziehen wir uns um und spielen uns etwas in die Nase hinein, schließlich wollen wir auf den Punkt sein, wenn wir die ersten Begegnungen als Clown haben.

Dann geht es wieder zur Pflegeleitung oder zum Pflegepersonal. Diese geben uns Instruktionen. Wo sollten wir besser nicht hineingehen, wo sind Menschen unter Quarantäne, wo sollten wir unbedingt ins Einzelzimmer und wo wartet schon eine ganze Schar auf uns in Gemeinschaftsräumen. Manchmal bekommen wir einen „Laufzettel“ mit der Bitte, dort zu notieren, wie die Bewohner auf uns reagiert haben.

Aber dann geht es endlich ab ins Vergnügen. In den Gemeinschaftsräumen improvisieren wir häufig ein Spiel, gehen aber auch zu jedem Einzelnen. Wir sind Kontaktclowns und spüren wie weit jeder möchte. Der eine mag nur unsere Nase bestaunen, der nächste möchte singen oder gar tanzen.

Beim Besuch eines Zimmers gehen wir hingegen sehr behutsam vor. Wir klopfen, schauen um die Ecke, fragen stumm, mit Augen oder direkt, ob wir hineinkommen dürfen. Wir stellen uns vor und scannen dabei die Umgebung, fühlen die Stimmung und versuchen hier anzuknüpfen und mit dem Bewohner oder Patienten eine gelingende fröhliche Begegnung zu schaffen. Manchmal aber hören wir auch nur zu, wenn unser Gegenüber erzählen möchte, vielleicht gerade traurig ist oder schwieriges erlebt hat, vielleicht gerade eine unschöne Diagnose bekommen hat. Die gesamte Zeit, auch zwischen den Zimmern auf den Fluren, bei jeder weiteren Begegnung mit dem Pflegepersonal oder anderen Besuchern bleiben wir in der Rolle. Das ist wichtig, um die Spannung zu halten, nicht „privat“ zu werden. So trällern wir häufig auf den Fluren den letzten Song weiter oder staunen, wie Clowns das so gerne tun, über alles was uns
begegnet. 

Zum Ende unseres Besuches ziehen wir uns wieder um und schminken uns ab. Wo es gewünscht ist geben wir der Pflegeleitung anschließend noch ein kurzes Feedback.

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